Ein Text von mir.
Geschrieben zum Ökumenischen Tag der Schöpfung 2019.
Vorgetragen beim Lobpreisabend in Schönebeck-Bad Salzelmen.
Der Baum am Wegrand
hat sich noch nicht erholt.
Die Rinde blättert ab.
Der Baum im Hof
hat sich noch nicht erholt.
Die Blätter hängen schlapp.
Das Grün wird matt.
Das Braun wirkt kalt
und Wurzeln verlieren ihren Halt.
Waldbrände
Hagelstürme
Erderwärmung
Reisefreunde
Morgen hier, heute dort,
wo ist eigentlich der Ort?
Jetten wir stets im Alltagsverkehr:
World wide web
Bahnhofstraße
Autobahn
Flughafenplatz
Rasen, reisen, rasten – hinterher
Sind wir platt?
Ebenso matt?
Hab ich mich heut schon erholt?
Das Blatt gesehen?
Die Luft geschmeckt?
Die Sonne gespürt?
Die Sinne geweckt?
Braucht wirklich alles einen Zweck?
Morgen hier, heute dort,
wo ist eigentlich der Ort?
Virtuelle Welten -
schnell mal durchgezappt.
Akustische Signale –
ignoriert, vorbeigehört.
Gibt es noch was, was uns stört?
Klar, die Liste ist lang –
Demonstriert
Ungeniert
Laut und stark – moniert:
Das Wetter ist schlecht,
die Kassen leer.
Wo kommt Wohlstand und Aufbruch her?
Gerechtigkeit wird eingeklagt,
nicht mal die Stille gewagt,
Verzicht geübt,
mit angefasst,
das Feld bestellt.
Da ist die Frage nach dem Geld.
Die Rinde blättert ab.
Die Blätter hängen schlapp.
Zeichen der Zeit
und wir wollen mehr,
kommen gar nicht hinterher.
Heute hier, morgen dort –
bin kaum da, muss ich fort.
Im Urlaub sah ich ihn,
den Baum am See:
hoch und breit,
das Blätterdach weit.
Schattenspender
Hoffnungsgeber
Zeitenträger
Ich nahm mir die Zeit,
sah das Blatt im Wind
schmeckte die Luft und hörte sie rauschen
spürte die Sonne wärmend und schön.
Wachen Auges konnte ich sehen
was uns gegeben
zum Leben – und pflegen.
Doch Pflege kostet Zeit
und nicht nur Geld.
Es gibt mehr als Leistung und Wohlstand in dieser Welt.
Wachstum geht eben nicht mal schnell –
Wo bin ich aktuell?
Heute und hier
kann ich neu beginnen:
Hörst Du die Vögel singen?
Sie brauchen den Wald,
der lebendig und grün
Blumen, die am Wegrand blühen.
Morgen ist heute schon gestern
drum lasst uns als Brüder und Schwestern
im Heute leben,
das Leben gestalten,
nicht nur das Geld verwalten,
sondern Schöpfung erhalten.
Wache Augen brauchen wir heute,
hier
mitten im Alltag,
wo wir oft rasen, kaum rasten,
das Blatt an den Bäumen kaum sehen,
Wege wirklich gehen.
Alles braucht heute seinen Zweck,
doch wenn wir so weiter gehen,
ist die Erde voll Dreck,
und die Luft zum Atmen mal weg.
Nichts mehr mit Weite,
Schattenspender
Hoffnungsgeber
Zeitenträger
Ich nehme mir die Zeit,
sehe das Blatt im Wind,
schmecke die Luft und höre sie rauschen,
spüre die Sonne wärmend und schön.
Wachen Auges will ich sehen
was uns gegeben
zum Leben – und pflegen.
Und ja – Pflege braucht Zeit.
Wald und Mensch kann sich erholen,
wenn wir die Ressourcen schonen.
Denken und handeln,
statt geiern und raffen.
Verantwortung leben,
nicht nur am Wohlstand kleben
sondern dem Leben
Raum und Achtung geben.
Atmen
Luft holen
Innehalten
Zeit zum Betrachten
und achten
und leben
Heute und hier ist der Ort
zu beginnen
nachzusinnen
das Lebenselixier
zu besingen
zu achten und
zu gestalten
Drum lasst uns die Schöpfung erhalten,
die Gott uns geschenkt darin zu leben,
sie zu pflegen.
Als Zeugen der Zeit,
dass das Leben uns gegeben
als Segen
auf den Wegen,
die wir gestalten und verwalten,
so dass Leben sich erholt
Bäume wieder blühen
und das Grün
der Hoffnung
auch morgen,
den Kindern nicht Sorgen
sondern Freude und Leben schafft.
Heute und hier ist der Ort
zu beginnen -
nachzusinnen.
03-09-2019 / CSB