Die letzten 48 Stunden haben mich aufgewühlt, wütend und sprachlos gemacht, in Schockstarre versetzt, wie meine Supervisorin es beschrieb – unendlich Kraft gekostet. Und ich ahne, es ist noch nicht zu Ende.

Ich möge widerrufen, mich entschuldigen, es einsehen … sonst. Man könne nicht tatenlos [sic.] zusehen, müsse mich maßregeln, ausschließen … zwischen den Zeilen lese ich: vernichten. Und alles mit „lieben Grüßen“.

Nein, ich werde hier nicht das Thema aufmachen, das solche heftigen Reaktionen hervorgerufen hat. Ich werde hier nicht Stellung beziehen zu den Missrepräsentationen (die Bibel nennt das „falsch Zeugnis“) oder Missverständnissen. Jetzt nicht. Ich werde mich hier auch nicht für meine Überzeugungen rechtfertigen. Auch wird es mir im Augenblick wohl kaum gelingen, als Seelsorger auf die Verletzungen und Verwundungen einzugehen, die hinter solchen Angriffen stehen.

Einzig die gestrige Tageslosung soll durchklingen lassen, was mein Herz bewegt:

HERR, verdirb dein Volk und dein Erbe nicht, das du durch deine große Kraft erlöst hast!
5. Mose 9,26

Wie Christen über Christen reden, erschüttert mich zutiefst. Was Christen anderen Christen unterstellen, sagt viel über das Volk Gottes aus. Wie das Evangelium zu einer „wenn-dann“ Gleichung verdreht wird, lässt mich an meinen Bildungsbemühungen zweifeln. Wie wenig Dialogbereitschaft, wie wenig aufeinander Hören möglich ist, macht mich traurig. Am Wochenende habe ich ein Bibelgespräch über gegenseitige Unterordnung (Eph. 5,21) zu leiten. Der Paralleltext: Phil 2,3 („in Demut achte einer den andern höher als sich selbst") leitet immerhin den Christus-Hymnus ein. Ich leide an meiner Gemeinde (und ja, das schließt mich immer noch mit ein). 

Ob du töricht gehandelt und dich überhoben hast oder ob du recht überlegt hast: lege die Hand auf den Mund!  Denn wenn man Milch stößt, so wird Butter daraus, und wer die Nase hart schnäuzt, zwingt Blut heraus, und wer den Zorn reizt, ruft Streit hervor.
Sprüche 30,32-33.

Deshalb… für den Augenblick:

Schweigen.