Zum 1. November
Meine Mutter mochte Marmelade,
Erdbeere und Stachelbeer‘,
konnte kochen und auch klagen,
sagte Bibelverse her.
Meine Mutter liebte Stolen,
roch nach 4711,
kannte Menschen und Geschichten,
fand für vieles den Behelf.
Konnte nachts die Schränke räumen,
gab den Kissen ihren Kniff,
liebte es am Tag zu träumen,
hörte gern des Malers Pfiff.
Meine Mutter las die Gala und die Bunte noch dazu,
hörte Predigten im Fernseh’n, stopfte Strumpflöcher im Nu.
Meine Mutter kannte Tage, die war’n dunkel, andre hell.
Kriegserfahr’n in all den Jahren ihrer Kindheit, die so schnell
sie erwachsen machten, und sensibel, stark, zerbrechlich, ganz fragil –
Leben war für sie kein Kinderspiel.
Sehnsucht war die Muttersprache.
Glauben, Hoffnung gaben Halt.
Liebe triumphierte alles,
in so mancherlei Gestalt.
HanneLORE war ihr Name,
spricht von Gnade und von Licht,
Mitgefühl und Zuversicht,
die auch Dunkelheit durchbricht.
Am Tag ihrer Geburt heute denke ich an sie,
vergesse sie nie,
denn sie war, die mich gebar,
und gab, was sie konnte:
Worte zum Leben.
Geschichten zum Denken.
Liebe zu Fragen.
Mut, um zu wagen.
Und vor allem lehrt sie mich beten.
Das ist die größte Gabe, die ich von ihr habe.
Dafür bin ich dankbar. Heute, an ihrem Geburtstag.
01.11.24 / csb
Foto: Pixabay