Gerade komme ich aus der Badewanne. Mitten am Tage habe ich dort entspannt, gelesen, den Beginn dieses Tages nachklingen lassen.
Zu viert haben wir heute in der Gemeinde übernachtet. Zwei Teeny-Mädchen und zwei Frauen, die eine Anfang 50, die andere Anfang 60. Die Nacht auf der Isomatte war kurz, doch reich beschenkt bin ich durch die Erkenntnisse, die ich in den paar Stunden der Gemeinschaft mitgenommen habe.
Mit „Tüddelkram“ haben wir uns gestern Abend nach dem Abendbrot beschäftigt. Kein durchgeplantes Programm, aber auf keinen Fall „Unwichtiges, Nebensächliches“, wie Tüddelkram übersetzt werden kann. Perlen, Drähte, Bänder waren als Option bestellt und kamen noch rechtzeig an – die eine machte Ohrringe daraus, die andere eine Kette, und die dritte, die nur am Abend dabei sein konnte, nahm ein Armband mit nach Haus. So unterschiedlich ihre Schmuckstücke, so verschieden waren die drei – sind wir fünf gewesen. Wir spielten „Mensch-ärgere-dich-nicht“, dachten an Erinnerungen, hörten Geschichte und Musik, klatschten Rhythmen und tanzten choreografisch, zum Song, der gerade in zu sein scheint, und den ich bis gestern noch nicht kannte.
Ein kleiner Gedanke zum Thema Freundschaft begleitete uns in den Tag, den Samstag, Sabbat, Sonnabend, über den wir uns austauschten. Für mich heißt der Tag ab sofort auch „Freundschaftstag mit Jesus“. Denn darüber sprachen wir: was heißt es einen Tag an dem wir „nichts müssen müssen“, ein Tag, an dem wir chillen können, mit Freunden einfach Zeit verbringen, quatschen, spielen, so sein können, wie wir sind. Mag es für die einen der Samstag, kann es für andere der Sonntag sein. Klar war heute, mit Freunden braucht es regelmäßige Zeiten. Mit Freunden suchen wir den Kontakt, wollen wir Zeit verbringen, reden, chillen, dieses Entspannen und Abhängen wo nichts muss, alles kann.
Gestern Abend las eines der Mädchen uns aus ihrem Buch vor – und die Geschichte brachte mich zu Erinnerungen an meine Oma, die ich nicht kannte, und meine Gedanken ließen in mir die nächste Radioandacht zu Frau Refugium entstehen, dieser Frau in meinem Leben, die mir Freiraum und Aufmerksamkeit schenkte. Letztere hat mir durch ihre Art oft gezeigt, wie Jesus mir begegnet. Sie hatte ein offenes Ohr für mich, pflegte die Tischgemeinschaft mit dem Mädchen, das sie mit ihren Fragen und Gedanken sehr ernst nahm. Frau Refugium interessierte sich für mein Leben, förderte mich, in dem sie mich ausprobieren lies und Möglichkeiten bot – indem sie ihr Haus für mich öffnete, regelmäßig und verlässlich. Bei ihr musste ich nicht müssen, durfte einfach sein.
In meinem Text für die Radioandacht nahm ich den Platz von Frau Refugium ein, entsprach das auch dem Erleben heute hier im Haus. Im Nachklang habe ich mich gefragt, was wäre, wenn es eine Bewegung von „Refugium-Frauen“ gäbe. Frauen, die für das eine Kind, den einen Teeny, an einem Nachmittag in der Woche das Haus öffnen würde, an dem das Kind, der Teeny „nichts müssen muss“, sein darf, ein Ohr findet. Solche Beziehungen lassen sich nicht machen – und ich weiß nicht, wann es begann, dass ich am Wochenende den Nachmittag bei Frau Refugium verbrachte. Irgendwann hatte sie es meinem Vater wohl angeboten, weil meine Mutter krank war… - Ich war willkommen und durfte kommen.
Seit das Haus wieder leer ist, lebe ich vor mich hin – lese, schreibe, war baden, und werde gleich flöten – heute muss ich nichts müssen, und habe viel von Jesus erfahren, im Singen, Klatschen, Lesen, Sein. Ich fühle den Rhythmus meines Herzschlags. Sabbath-Sein.
22.02.2025 / csb