„Steh auf und geh. Heilwerden und zum Heil werden.“ So hieß das Thema des Pastorenkonvents meiner Kirche, auf dem wir letzte Woche waren.

Wieder einmal bin ich im Übergang. Noch bin ich Pastorin in Schönebeck, ab April dann in Brandenburg/Havel. „Stand up and live“, hieß das Thema 2013 auf der Konferenz des Europäischen Baptistischen Frauenbunds in Hannover. Damals wechselte ich von Templin nach Hamburg-Altona. Gerade gestern musste ich daran denken. Aufstehen. Gehen. Leben. Das bewegt mich, dass mich diese Thematik in Übergängen begleitet. 2013 war ich für die musikalische Begleitung mit verantwortlich, letzte Woche lieh ich öfter mein Ohr, war seelsorgerlich unterwegs und dafür angefragt. Es gab geplante Zeiten, für die ich in Listen eingetragen war, um mein „mein Ohr zu leihen“ oder für seelsorgerliche Gespräche zur Verfügung zu stehen. Doch, so zeigte es sich für mich letzte Woche, dass weniger nach Plan lief, dafür vieles sich im Fluss der Konferenz zeigte, und im Geben und Nehmen heilsam war. Bis dahin, dass ich zu einem Kollegen meinte, er sei mir „vor die Füße gespült“. Dazu unten mehr.

Zu Wochenbeginn erreichte mich die Nachricht von einem plötzlichen Tod eines 54 jährigen Mannes, mit dem ich in Hamburg im Hauskreis war. Das hat mich bewegt und ich merkte, wie ich diese Nachricht mit Kollegen und Kolleginnen teilen musste, die ihn ebenfalls kannten. Es war keine vertiefte Trauer, die mich da bewog, aber der Wunsch zu teilen: Erinnerungen an ihn und Irritation über diese überraschende Nachricht. Das Aussprechen tat gut und für mich war es dann irgendwann gut.

Auf dem Konvent „fügten“ sich manche Begegnungen und Gespräche. Ich wurde ungeplant gefragt, um für Gesundung zu beten und mir wurde Abendmahl geholt, weil ich selbst an dem Abend zu müde war, um aufzustehen. Ich sah Tränen von Kolleginnen und hörte von den Neuanfängen und Überlegungen anderer. Gebetsanliegen nahm ich mit vom Konvent. Wählte, was ich mit aufs Herz nahm, und feierte die Zeiten, in denen ich auf Distanz gehen konnte, um für mich selbst zu sorgen. Wie heilsam ist es auch in Veranstaltungen aufzustehen und zu gehen. Für andere war es gut zu bleiben, wie ich später hörte.

Denke ich an den Konvent, sprach ich mit zwei jungen Kollegen im Treppenflur – kurz, persönlich, konkret. Und ich bin bewegt durch das Vertrauen. In Kaffee-/Teepausen, vertrauten mir Kolleginnen und Kollegen Anliegen an und ich ihnen. Wir teilten Leben. Weggemeinschaft. Das bewegt mich. Für manche Wegzeiten suchten wir vor Jahren Formen und Wege, in dieser Woche begegneten wir uns ungeplant. Und das war heilsam. Gerade da, wo sich Wege mal trennten, wohltuende, wertschätzende Augenblicke zu erleben, dafür bin ich dankbar.

Und dann feierten wir Abendmahl. In einer Runde, mit Menschen, die wir mehr oder weniger kannten – und doch im Laufe der Jahre Geschichte haben. Und da war der Kollege, der mir „vor die Füße gespült wurde“. Unerwartet. Überraschend. Aber stimmig. Am Abend begegneten mir schon Bibelworte, die mich ermutigten, aber auch erinnerten an den Schmerz, den ich fühle und fühlte bei Entwicklungen in unserer Bundesgemeinschaft. Trennungen lassen mich nicht kalt, und ich merkte, wie ich blockiert war anderen gegenüber. Und hier war ein Kollege, der mir aufgrund seiner Kompetenz seinen Standpunkt und seine Perspektive sagen konnte. Und ich konnte nicht nur fragen, sondern meinen Schmerz mitteilen und zeigen. Das war nicht allein heilsam, sondern befreit mich auch wieder neu zu sehen und zu handeln. Das eine ist zu hören, das andere gilt es zu sagen. Ansprechen. Aussprechen. Stehenlassen. Loslassen. Gesunde Distanz gewinnen. Rückblickend feiere ich das, weil für mich Beziehungen rund, frei und dadurch heil sind. Ganz ungeplant und geschenkt.