Diese Frage haben wir uns an manchem Wochenende gestellt: „wo hängt der Anzug heute?“

anzugAm Anfang unserer Ehe hing er manchmal in Wüstenjerichow, als Andreas ihn in Schönebeck gewollt hätte, manchmal haben wir von Schönebeck den Umweg über Wüstenjerichow gemacht, damit Andreas in Friedensau im Anzug predigen konnte. Am Anfang unserer Ehe stellte sich dann nach knapp einem Jahr die Frage, ob wir mehr Anzüge kaufen, oder einen Standort aufgeben. Gut, dass war nicht der einzige Grund. Wer unseren Weg verfolgt hat, weiß, dass wir Abschied von Wüstenjerichow genommen haben, und nicht mehr Anzüge gekauft haben – denn wohin auch damit? Mit dem Umzug nach Schönebeck hatten wir uns auch von einem Kleiderschrank verabschieden müssen, weil er in der neuen Wohnung nicht gestellt werden konnte.

Jetzt sind wir zwar in ein Haus gezogen, aber doch nur in eine Wohnung, in der wir insgesamt weniger Quadratmeter bewohnen, als wir in Schönebeck mit Wohnung und Rede-Raum zur Verfügung hatten. Wir reduzieren also weiter. Wir haben mehr Möbel, als wir stellen werden, doch das Schlafzimmer steht schon, und der Anzug hängt. Mir war das am Donnerstag dieser Woche ein Bild wert, denn jetzt wissen wir, wo der Anzug hängt, und wo wir bleiben werden: in unserem Heim, unserer „Villa Würde“, wie wir unser Haus liebevoll nennen. Heimelig kann es noch werden, denn aktuell ist die Wohnung noch Baustelle, aber es wird! - Jetzt wohnen wir in Genthin zwischen unseren Dienstorten und Gemeinden, und hier wollen wir sein. Bleiben. Von hier aus uns auf den Weg machen. Hierher zurückkommen. Neu ankommen und uns verwurzeln, unseren Altersruhesitz gestalten. Hier wollen wir unsere Mitte leben und aus der Mitte leben. Leben, lieben, lachen, beten, singen, Beziehungen pflegen.

Nach sieben Jahren Ehe geht Andreas jetzt zwar öfter auch in Jeans in den Gottesdienst, doch das der Anzug hier seinen Platz und wir nur noch einen Ort haben, den wir unser Zuhause nennen wollen, das erlebe ich als Segen. Und es berührt mich, dass wir das erste Wochenende in unserem neuen Schlafzimmer leben, der bisher unser einzig bewohnbarer Raum ist, an dem wir unseren siebten standesamtlichen Hochzeitstag haben. Dankbar und staunend schaue ich auf den Weg, den wir gemeinsam gegangen sind, und welche Schritte wir gewagt haben. Wo der Anzug heute hängt, richten wir uns neu ein. Und richten wir uns neu aus. Alte Kleider – neue Wege. Geht doch!

csb / 18.05.2025