„Bei uns sind die dienstlichen Weihnachtsplanungen auch schon sehr konkret“, schrieb ich gestern Abend in einen Chat. Und genauer genommen, gehen die Planungen schon viel weiter: ich plane für das 1. Halbjahr und darüber hinaus sehr konkrete Termine und Gottesdienste, schreibe zur Jahreslosung, bin als Pastorin mal wieder gedanklich voraus. Gleichzeitig darf ich Gemeinde anleiten, die Gegenwart Gottes im Hier und Jetzt zu feiern. Manchmal eine echte Herausforderung.

Als sensible Frau, die mit allen Sinnen alles aufnimmt, brauche ich Zeit, um sinnliche Reize zu verarbeiten. So sehr ich Farben liebe, gerne gestalte, sind mir diese schnell zu viel. Ist bunt oft laut. Blinkende Lichter überfluten mich, und die vielen guten Impulsen, die in dieser Zeit zu lesen und zu hören sind, kann ich kaum nachdenken. Bücherprospekte habe ich als Jugendliche leidenschaftlich durchforstet, jetzt hat mich die Fülle an Büchern und Neuerscheinungen fast erschlagen. Ich war es satt mich damit zu beschäftigen, auch wenn ich Bücher liebe und mich an neuen Gedanken, Geschichten, Texten freuen kann. Doch gerade denke ich, des Guten ist einfach zu viel. Deshalb habe ich zwar dem Buchhändler meines Vertrauens meine Bestellliste geschickt, aber nur für das, was ich ohne große Suche schon vorher wusste, dass ich es wollte und brauchte. Die Prospekte sind mittlerweile schon wieder im Recyclingprozess, weil ich sie gar nicht hier liegen haben wollte. Denn sie „für später“ aufzubewahren ist doch Utopie.

Intensiver als sonst, denke ich in diesem Jahr über eine vorweihnachtliche Fastenzeit nach, die wir im Kirchenjahr zwar verortet haben, die aber meist so wenig Gestalt gewinnt. Und nein, ich meine nicht primär den Verzicht auf Süßigkeiten oder Gebäck. Mir geht es um das Reduzieren des „zu viel“. Und da mag jede, jeder seine eigene Grenze haben. Das eigene Empfinden.

Durch unseren Umzug bedingt habe ich in diesem Jahr so viel geräumt und gestaltet, dass ich mir aktuell gar nicht vorstellen kann es hier festlich zu gestalten. Noch die Weihnachtsdeko auszuräumen, erscheint mir gerade zu viel, zumal ich dann ja auch wieder rücken müsste, was gerade seinen Platz gefunden hat. Durch meinen Dienstwechsel bin ich in diesem Jahr so oft beschenkt worden, habe so viele gute Wünsche und Worte gelesen, dass ich mich überreich beschenkt fühle, und immer noch „verdaue“. Auch selbst haben wir Karten, Mails und Briefe in diesem Jahr geschrieben und Kontakte mit Familien und Freundschaften gepflegt und schon jetzt sind nächste Treffen vereinbart.

In mir regt sich der Wunsch nach „minimalistische Weihnachten“ und ein Fund im Netz ermutigt den Fokus auf das Wesentliche zu lenken: „Es geht darum, wohlüberlegte Entscheidungen (…) zu treffen“. Das ist ein Satz, der mich heute Morgen inspiriert, eine Wendung, die ich mitnehme: „wohlüberlegte Entscheidungen“. Und ja, wenn ich an das „Wohl“ denke, dann brauche ich Zeit zu überlegen, zu denken, nachzusinnen. „Schreibinseln“ war und ist mein JAhrwort 2025, und so entscheide ich mich neu heute Morgen zu schreiben. Ob andere es lesen oder nicht.

Ich schreibe um meines Wohles willen. Nicht um zu produzieren, sondern um zu regenerieren.

Und was hat das jetzt mit den „minimalistischen Weihnachten“ zu tun? Das Schreiben holt mich selbst ins Hier und Jetzt, gerade, wenn ich es für mich und nicht für andere tue. Das Schreiben braucht Zeit. Und das ist meine Entscheidung: ich werde mich in der Advents- und Weihnachtszeit auf das für mein Wesen wesentliche fokussieren. Ohne mir was vorzunehmen. Ohne machen zu müssen. Was kommt, dass kommt. An Worten. An Gestalten. An Dekorationen. An Geschenken. Die Enkelkinder sind schon jetzt bedacht. Anderes kann, aber muss nicht. Die Freiheit ist mir geschenkt.

Nach dem Schreiben jetzt bin ich hoffnungsvoll gestimmt, dass aus dem Wunsch ein Werden wird, weil ich mich entscheiden kann. Was für ein Geschenk!

 

10.11.2025 / csb

 

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