Neulich war ich wegen der Folgen meiner Corona-Erkrankung bei meiner Ärztin. Sehr charmant wurde mir dort mitgeteilt, dass ich alt sei.
Die Ärztin meinte es gut. Ich sei ja immerhin 64 Jahre alt (und ich dachte gleich: „Nicht mehr lange...“ 😜 ) und damit doch recht alt. In der Folge musste ich sie bei ihrem Eifer, mich krank zu schreiben, bremsen. Aber ja, gesund bin ich noch nicht und verbringe nun ein paar Tage länger im Bett. Corona ist nicht ohne. Das weiß ich wohl.
Dennoch ... die ärztliche Bestätigung, dass ich alt sei, hat mich doch ziemlich ernüchtert. Klar, manchmal kokettiere ich mit mir als „alter Mann“ – insbesondere, wenn ich irgendwelche Wünsche an meine Kinder habe. Aber das ist doch augenzwinkernd. Bin ich wirklich alt? In knapp zwei Monaten hätte ich mein Rentenalter erreicht, wenn die Spielregeln noch gelten würden, zu denen ich ins Berufsleben eingetreten bin. Der Staat sagt jetzt aber auf einmal: „Nö, du bist noch nicht alt.“
Wann ist man alt? Der Volksmund sagt: „Man ist so alt, wie man sich fühlt.“ Ist das der Maßstab? Oder ist es eben doch die objektive Zeit der Rekonvaleszenz? Sind es die Falten im Gesicht? Ist es die Weisheit? (Wie auch immer man die messen kann). Natürlich ist „alt“ immer relativ. Für meine 2 jährige Enkelin bin ich ganz sicher ein alter Mann. Für die 21 jährige Enkelin sowieso. In den Augen meines 100 jährigen Onkels bin ich wohl noch ein Jungspund, kaum älter als seine Ehefrau, die er mit 95 Jahren geheiratet hat. Mit dem Alter ist es also so eine Sache…
Warum trifft mich dann so eine kleine Bemerkung meiner Ärztin doch so sehr, dass ich zu einem Blogbeitrag animiert werde? Wohl deshalb, weil das „Alt-sein“ mich mit meiner Endlichkeit konfrontiert. Jetzt, wo wir einen Altersruhesitz kaufen und ich ihn gerne durch eine Versicherung absichern würde … gibt es keine Chance mehr für mich – weil ich den Ablauf der Versicherung womöglich gar nicht mehr erlebe. Ich bin alt.
Bleibt die Frage: was mache ich mit der Erkenntnis? Leben! Und zwar jeden Tag. Mit allen Sinnen. Von Herzen. Mit Dankbarkeit. Mit kindlichem Glauben. Voll besonnener Hoffnung. Getragen von ganz viel Liebe.