Nun war die Idee geboren: nach den ersten zwei „Sterngedanken“, kam die Idee in jeder Adventswoche auf die Suche nach einem Stern im Alltag zu gehen.

Nach dem Transparentpapierstern, und meinem Jakobi-Stern, fand ich meinen Holzstern, der mich durch die Woche begleitete und Anstoß zum Schreiben gab. Gedanklich schickte der Stern mich auf die Suche. Forschend, suchend machte ich mich auf den Weg nach Worten und Inspirationen, die dieser Stern mir diese Woche bringen würde.

krippeErst jetzt, wo ich den Artikel beginne zu schreiben, nehme ich den Stern auch mal bewusst in die Hand. Und da ist der Gedanke an das Begreifen und Erden, der mich durch die Woche begleitet hat. Mein Holzstern ist nicht zerbrechlich, nicht transparent, nicht leuchtend. Er weitet mir nicht die Perspektive nach außen, fokussiert mich stattdessen eher. Nehme ich den Stern in die Hand, fühlt er sich wie ein Handschmeichler an, fügt sich gut ein, liegt angenehm in der Hand. Er ist klein, rundlich, glatt. Ich freue mich an seiner Farbe, seinem Braunton, der so gut zu meinen Tonfiguren passt. Aus diesem Grund hängt er alle Jahre wieder an Tannenzweigen über Maria und Josef, sowie dem Jesuskind, dass erst am Heiligabend in die Szene gestellt wird. Maria begleitet mich in ihrer knienden Gebetshaltung, mit ihren geöffneten Armen das ganze Jahr. Josef kommt nur in der Advents- und Weihnachtszeit dazu, denn ich gehöre nicht zu den Leuten, die das ganze Jahr die Krippe stehen haben. Auch den Stern packte ich bisher jedes Jahr in die Weihnachtskiste. Mit der taktilen Erfahrung von heute Abend frage ich mich, ob ich ihn nicht mitwandern lassen will durch das nächste Jahr. Als Handschmeichler kann er gut am Gebetssessel liegen, in greifbarer Nähe, und passt auch beim Umzug in jede Handtasche. Kann mein Holzstern mir mitten im Alltag ein Wegbegleiter sein, der mich erdet und fokussiert sein lässt? Mich erinnert mich zu konzentrieren? Mitten im Geschehen ganz im Hier und Jetzt zu bleiben, zu fühlen, geerdet zu sein, Gedanken nachklingen lässt?

Das Lied „Da berühren sich Himmel und Erde“ klingt in mir, wenn ich den Stern in die Hand nehme. „Dass Frieden werde unter uns“, heißt es dann weiter, und ich denke an Jesus, der uns den Frieden zugesagt hat, ja selbst unser Friede ist. „Selig sind, die Friedenstiften“, daran hat Jesus die erinnert, die ihm zuhörten, und wir lauschen der Botschaft der Engel in diesen Tagen „… und Frieden auf Erden“. Das „Glooooria“ anzustimmen ist das eine, den Frieden auf die Erde zu bringen das andere, ob nun in Worten oder Taten, ob damals oder heute. Betend oder zupackend. Ora et labora. Bete und arbeite – für den Frieden.

In der letzten Woche dachte ich oft über das Holz nach: das Holz der Krippe, das Holz am Kreuz, den Balken im eigenen Auge und den Splitter, der mich bei anderen stört und angepiekt sein lässt. Ich dachte an meinen Werkunterricht und die Walderfahrungen, die ich auf Sommerlagern hatte. Holz hat für mich schon immer eine anziehende und beruhigende Wirkung. Ich liebe die Wärme, die Holz ausstrahlt – nicht nur wenn es im Ofen brennt. Nein, Holz hat für mich etwas Wohnliches – und ich mag es gerne natürlich. Ich könnte auch schreiben „ungeschminkt“, denn je unlackierter und bemalter das Holz ist, desto wohltuender finde ich das, desto wärmer und beruhigender. Und doch weiß ich aus Erfahrung, Holz kann und will bearbeitet und gestaltet sein, um nicht zu verletzen, und so angenehm in der Hand zu liegen wie mein Holzstern. Holz arbeitet und atmet, bekommt ungepflegt Risse und ist verletzlich. Ich berühre gerne Holz. Ich sehe an meinen Instrumenten und Möbeln, wie Jahre und Situationen Spuren im Holz hinterlassen und weiß, wie weich ein Holz sein kann. Obwohl mein Holzstern so robust erscheint, erinnert er mich heute daran, wie verletzlich Holz sein kann, und dass das Leben Spuren hinterlässt. Doch die Schönheit wird erst bewusst, wenn Berührung stattfindet, wir uns gemeinsam auf den Weg machen, neue Erfahrungen sammeln – auch als Menschen.                                            

13.12.24/ csb